Du kommst aus dem Großraum Stuttgart?  Du interessierst dich nicht nur für's Bier trinken, sondern auch wie man dieses herstellt? Du bist (angehender) Hobbybrauer und möchtest Gleichgesinnte kennenlernen? Dann bist du bei uns genau richtig! Schau dich um und besuche einen unserer offenen Hobbybrauer-Stammtische. Nimm Kontakt mit uns auf  - wir freuen uns auf dich.

Und weiter geht es mit dem Fail des Monats:

Murphy’s Law - wenn was schief geht, dann richtig

"Dieser Brautag lief wirklich komplett schief. OK, ein Teil des Chaos hätte vorhergesehen werden können. Aber der Reihe nach:

Vor ein paar Jahren machten wir bei den Kesselbrauern ein Zutatenwichteln. Jeder brachte eine mehr oder weniger traditionelle Zutat. Diese wurden unter den Teilnehmern ausgelost und dann musste jeder mit seiner erwichtelten Zutat brauen.

Ich hatte Süßkartoffeln bekommen. Nach etwas Recherche entschied ich mich, ein Saison zu brauen, die Süßkartoffeln mitzumaischen und ein paar Gewürze beim Kochen dazuzugeben.

Ich maischte mit einem Verhältnis von ca. 55% Malz zu 45% gewürfelten, angerösteten Süßkartoffeln. Das Maischen lief nicht schlecht, aber ich stellte schnell fest, dass die Würfel sich ziemlich schnell auflösten.

Während des Maischens überlegte ich, wie viel Ingwer ich beim Kochen dazugeben sollte. Ich schaute in Randy Moshers Buch Mastering Homebrew nach, er hat dort eine schöne Tabelle mit Gewürzen und empfohlenen Mengen. Da stand “5 bis 45g” und ich dachte mir “OK, ich nehme 5g pro Liter, weil ich nur einen Hauch Ingwer im Bier haben will.” Das Buch zurück ins Regal gelegt und wieder zurück in den Garten zum Maischekessel. Ein bisschen später fiel mir ein, dass Randy Mosher ja Amerikaner ist. Das heißt, auch wenn er Gramm angibt, ist es sehr wahrscheinlich, dass die Menge nicht pro Liter, sondern pro Gallone gemeint ist. “Ich sollte das nochmal prüfen, bevor ich den Ingwer reinwerfe” dachte ich mir. 

Beim Läutern tauchte dann das erste Problem auf: Nachdem die ersten ca 1,5 Liter etwa 20 Minuten brauchten, bevor es dann noch langsamer tropfte, entschied ich, dass ich etwas tun musste, wollte ich nicht noch am nächsten Morgen hier stehen. Ich hatte noch einen Maischesack, den könnte ich in einen Eimer legen, die Maische in den Eimer umschöpfen und dann den Sack wie bei Brew in a Bag herausziehen. Aber - wo ist der Sack? Nachdem ich ihn gefühlte Stunden gesucht hatte, hatte ich nur seinen “kleinen Bruder” gefunden - den zweiten, kleineren Wäschesack aus dem Set, das ich damals gekauft hatte.

Also, dann benutze ich halt den kleinen. Aber der fasste nur ca. 2 bis 2,5 Liter. Ich müsste ihn also mehrere Male füllen und wieder abtropfen lassen. Aber ich hatte keine bessere Lösung. Ich legte den Sack in den Eimer und füllte ihn.

Es passierte nicht viel. Ein Teig aus Malz und Süßkartoffelmus blieb im Netz, ein bisschen Flüssigkeit oben drauf machte keine Anstalten, durchzulaufen. Ich quetschte den Sack und eine sehr trübe, ziemlich viskose Flüssigkeit lief raus, bis da Volumen im Sack nur noch halb so groß war, wie am Anfang und eigentlich nur noch aus Treber ohne wirkliche Reste der Süßkartoffeln bestand.

Diesen Prozess wiederholte ich etwa 10 mal. Dabei verfluchte ich den Kerl, der die Idee des Zutatenwichtelns aufgebracht hatte - mich selbst. Irgendwann hatte ich alles im Kessel und konnte kochen.

5 Minuten vor Kochende gab ich 100g Ingwer in die Würze - 5g/l auf 20l. “Oh, warte mal. Wollte ich nicht nochmal wegen der empfohlenen Menge im Buch nachschauen? Naja, zu spät…”

Nach dem Kochen war es wieder Zeit, den Filter auszupressen. Der 200µm Monofilamentfilter war sofort voll. Nach dem Ausquetschen war er fast leer. Nur das, was nach einer reinen Malzmaische zu erwarten gewesen wäre, war drin. Das ganze Süßkartoffelmus ging in den Gärbehälter. Aufgrund der Filtergröße musste ich auch diese Prozedur mehrere Male wiederholen. Aus irgendeinem Grund, an den ich mich nicht mehr erinnere, filterte ich in einen Eimer, in dem ich danach kühlte, bevor ich in den eigentlichen Gärbehälter umschlauchte. Das heißt, die Würze war während der ganzen Ausquetscherei immer noch heiß. Es gab also kein größeres Infektionsrisiko, nur ein paar Temperaturprobleme an meinen Händen.

Während des Kühlens rehydrierte ich die Trockenhefe. Ich musste feststellen, dass das MHD zwei Monate überschritten war und entschied deshalb, beide Päckchen Belle Saison aus dem Kühlschrank zu verwenden. Aber ich vergaß, das Glas abzudecken. Etwas später schaute ich gerade zufällig zu dem Glas und sah, wie eine der größten Fliegen, die ich je gesehen habe, in meiner Hefe Selbstmord beging! Keine Chance, diese Hefe zu verwenden! Hätte ich nur ein Päckchen rehydriert, dann hätte ich immer noch ein Saison brauen können. Jetzt wurde es halt mit einer Ale-Hefe, die noch da war, ein Süßkartoffel-Ale mit Gewürzen.

Nachdem der Brautag endlich vorbei war, nahm ich Moshers Buch nochmal zur Hand und checkte die Gewürzmengentabelle. Er gibt es nicht per Gallone an! Aber auch nicht per Liter, sondern per 5 Gallonen-Sud. Ich hatte 19 mal so viel Ingwer wie gewollt dazugegeben!

Das Bier war beim Verkosten der Wichtelbiere mit den Kesselbrauern nicht so schlecht, nur etwas ingwerlastig ;-) Aber es verschlechterte sich sehr schnell und wurde fast untrinkbar. Durch starkes Stopfen konnte ich kurzzeitig noch ein bisschen was retten, die Hopfenaromen verflogen aber zu schnell, sodass das halbe Keg im Ausguss landete."

 
Und wo sind eure Geschichten? Lasst es uns wissen ;)

 

 

Events & Showbrauen
Wir lieben es

An einem schönen Sommertag hinterm Kessel stehen… Herrlich! Dabei anderen Menschen zu zeigen wie man braut? Noch besser! Regelmäßig sind wir auf verschiedenen Veranstaltungen anzutreffen. Bei Craftbeerfestivals, Showveranstaltungen, Brauereifesten oder wozu auch immer wir angefragt werden. Bierbrauen ist Kultur. Diese möchten wir erhalten und weitergeben. Hast du eine Veranstaltung und hättest uns gerne dabei? Melde dich. Wir freuen uns.

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